In Schule und Studium unterliegt der Lernstoff speziellen Vorgaben ausgearbeiteter Curricula. Damit folgt das, was in Schule und Ausbildung gelehrt wird, einer festgelegten Struktur.

Auf der Basis dieser Struktur soll sichergestellt werden, dass bestimmte Fähigkeiten erworben werden können, durch die wiederum die jeweiligen Bildungsziele erreichbar sind.

Das Studium bildet also den Rahmen, in dem Studierende sich bewegen. Wie sie das genau tun, ist jedoch abhängig von ganz individuellen Fähigkeiten, Vorlieben, aber auch Einschränkungen, die jeder Student und jede Studentin auf ihre jeweils ganz persönliche Art und Weise mit ins Spiel bringt.

Mit allen Sinnen lernend, können wir das ganze persönliche Lernpotential ausschöpfen und erweitern!

Indem wir beim Lernen berücksichtigen, 

  • unter welchen Bedingung unser Gehirn am besten lernt,
  • auf welche Weise die Synästhesie , also die Verknüpfung verschiedener Sinne, die Aufnahme von Informationen erleichtert,
  • mit welchen Sinnen wir am besten wahrnehmen,
  • welchen Lernstil wir bisher bevorzugen und
  • inwiefern eine Lerngruppe immer mehr ist als die Summe ihrer Mitglieder!

Gehirn

Das Gehirn besitzt Systeme, die jeweils für die Repräsentation unserer Sinneserfahrungen zuständig sind. Wann immer eine Wahrnehmung durch einen oder mehrere Sinneskanäle erfolgt, werden die entsprechenden Areale im Gehirn aktiviert.

Ob wir jedoch aus unseren Erfahrungen auch lernen, ist abhängig von der Intensität unserer Aufmerksamkeit für das jeweilige Objekt der Wahrnehmung.

Wachheit und Konzentration wirken entscheidend auf die chemischen Prozesse und damit auf die Stärke der synaptischen Verbindungen in den Arealen des Gehirns, die für die Verarbeitung von Informationen und für die Behaltensleistung zuständig sind.

Unsere Aufmerksamkeit wird wiederum chemisch gesteuert durch das „Dopaminsystem“ – oder auch „Belohnungssystem“, das sich in einem Bereich der über den Augen gelegenen Großhirnrinde befindet.

Man hat herausgefunden, dass dieses Belohnungssystem dann aktiviert und Dopamin ausgeschüttet wird, wenn wir positive Erfahrungen machen. Die damit einhergehenden Lernerfolge sind dann besonders groß, wenn etwas besser läuft als erwartet. Das funktioniert auch schon dann, wenn eine besonders positive Erfahrung gedanklich vorausgesetzt wird. Denn auf der Ebene der Bewertung eines Erlebnisses unterscheidet unser Gehirn nicht zwischen dem Erlebnis selbst und der Vorstellung, die wir uns von ihm machen.

Das heißt, dass die Aktivierung des Belohnungssystems durch unsere subjektiven Bewertungen ausgelöst wird. Erwarten wir beispielsweise während der Prüfungsvorbereitung ein negatives Ergebnis, verhindern wir aktiv die Dopaminausschüttung im Gehirn, die uns das Lernen um so vieles leichter machen könnte!

Und darin liegt die Chance: Positive Erwartungen, die durch angemessene Schritte und eine gute Struktur im Lernprozess ständig bestätigt und sogar übertroffen werden, steigern wiederum die Behaltensleistung. Ein positiver Kreislauf, den wir aktiv herbeiführen und kontrollieren können!

Von den Sinnen

Informationen nehmen wir über unsere Sinne auf.

In unserem Kulturkreis sind drei unserer fünf Sinne besonders stark ausgeprägt. Dies äußert sich auch im Lernverhalten:
Während eine visuelle Studentin sich am liebsten durch Bücher und Graphiken mit Wissen versorgt, lernt ein auditiv organisierter Student am besten durch Vorträge und die Diskussionen in den Arbeitsgruppen.

Kinästhetisch organisierte Lerner denken gerne in Bewegung nach und machen die besten Fortschritte, wenn sie so viel wie möglich aktiv ausprobieren können.

Sollten Sie also bemerken, dass es Ihnen eher Schwierigkeiten bereitet, über Ihre Lerneinheit gebeugt, lesend die Inhalte zu erfassen, dann überprüfen Sie für sich, ob Sie in anderen Bereichen nicht vielleicht eher auf andere Wahrnehmungskanäle zurückgreifen als den visuellen. Natürlich bleibt es Ihnen während Ihres Verbundstudiums auch in Zukunft nicht erspart, Ihr neues Wissen aus den Lerneinheiten zu schöpfen. Eine Kombination mehrerer Kanäle kann Ihnen das Lernen jedoch deutlich erleichtern.

Beispielsweise indem Sie Ihr Tagespensum in noch kleinere inhaltliche Abschnitte teilen, zwischen denen sie kurz den Schreibtisch verlassen, um in Bewegung über das eben Gelesene nachzudenken und vielleicht sogar während ein paar sit-ups weitere Fragen an den Text zu entwickeln. Damit verknüpfen Sie den visuellen mit dem kinästhetischen Kanal. – Und halten Sich fit!

Oder aber, indem Sie sich regelmäßig für ein Arbeitstelefonat oder mit Ihrer Lerngruppe verabreden, um über die Inhalte diskutieren zu können. Auf diese Weise unterstützen Sie auch Ihre auditive Aufnahme des Lernstoffs.

Je kreativer Sie die Wahrnehmungskanäle beim Lernen einsetzen, desto besser werde Sie den Stoff behalten können.

Durch welche Sinneskanäle Sie die Welt bevorzugt wahrnehmen, können Sie auch mit einem kleinen Test herausfinden. Beispielsweise unter:

https://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/TEST/HALB/Test.shtml

Sinnes – Übung

Unser alltäglicher Umgang mit unserer Umwelt ist voller Hinweise darauf, durch welche Sinne wir unsere Umgebung bevorzugt wahrnehmen.

Dies beeinflusst natürlich auch die Art und Weise wie wir lernen, was uns dabei leicht fällt und was uns noch gewöhnungsbedürftig erscheint.

Wenn Sie herausfinden wollen, welches Ihre Haupt-Wahrnehmungskanäle sind, dann beobachten Sie einmal Ihre Lieblingsbeschäftigungen und Ihre Sprache.

Denn beide verraten so Einiges über unsere Haltung und unser Verhalten!


Sinnes – Übung

Unser alltäglicher Umgang mit unserer Umwelt ist voller Hinweise darauf, durch welche Sinne wir unsere Umgebung bevorzugt wahrnehmen.

Dies beeinflusst natürlich auch die Art und Weise wie wir lernen, was uns dabei leicht fällt und was uns noch gewöhnungsbedürftig erscheint.

Wenn Sie herausfinden wollen, welches Ihre Haupt-Wahrnehmungskanäle sind, dann beobachten Sie einmal Ihre Lieblingsbeschäftigungen und Ihre Sprache.

Denn beide verraten so Einiges über unsere Haltung und unser Verhalten!

Beobachten Sie einmal Ihre Vorlieben bei Ihrer alltäglichen Wahrnehmung:

  • Gehen Sie beispielsweise gerne ins Kino oder erinnern schöne Urlaubserlebnisse in bunten Bildern, sind Sie wahrscheinlich eher ein visueller Typ.
  • Vielleicht spielen Sie ein Instrument und achten besonders auf den Tonfall, mit dem andere zu ihnen sprechen, dann nehmen Sie besonders gut auditiv wahr.
  • Oder aber Sie verlassen sich bei wichtigen Dingen auf Ihr Bauchgefühl, dann spricht dies für eine besonders kinästhetische Wahrnehmung.
  • Sind Sie jemand, für den ein gutes Essen zur Grundausstattung des Alltags gehört, dann haben Sie eine ausgeprägt gustatorische Seite.
  • Und sollten Sie vielleicht durch Düfte an Orte oder Erlebnisse erinnert werden, dann spricht das für seinen starken olfaktorischen Sinn!

Auch unsere Sprache ist voller Hinweise auf die Repräsentationskanäle, durch die wir Menschen unsere Welt wahrnehmen!

  • Beispielsweise wird jemand mit einer visuellen Anschauung vielleicht behaupten, er könne Ihnen für die Zeit nach dem Abschluss eine glänzende Zukunft voraussagen, auch wenn Sie selber während des Paukens den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen sollten.
  • Dagegen ist es einer Kommilitonin mit auditiver Betonung bei der Diskussion eines Lernstoffes vielleicht wichtig, dass sich Dinge gut anhören und überzeugend klingen, damit sie den Argumenten zustimmen kann.
  • Ein kinästhetisch geprägter Mensch versucht vielleicht kurz vor der Prüfung sich und andere bevorzugt mit Redewendungen zu beruhigen wie: „Das schüttle ich doch aus dem Ärmel!“ Oder: „Ich drück dir die Daumen!“.
  • Olfaktorische und gustatorische Wahrnehmungen könnten sich nach einer Prüfung möglicherweise so äußern: „Da hatte ich den richtigen Riecher.“ Oder aber: „Dieses Ergebnis muss ich schlucken.“

Sowohl unser Verhalten als auch unsere Sprache verraten viel über die Art unserer Wahrnehmung. Wenn Sie Ihr Bewusstsein für Ihre Sinne schärfen, werden Sie feststellen können, dass sich damit sogleich auch Ihre Wahrnehmung und Aufnahmefähigkeit vertiefen. Und dies ist die Basis jeden Lernerfolgs!

Lernstile

Wir Menschen unterscheiden uns von anderen Lebewesen dadurch, dass wir unentwegt lernen und uns dabei weiterentwickeln. Das beginnt mit unserer Geburt. Ein Kind ist in den ersten Lebensjahren hauptsächlich mit Lernen beschäftigt. Es lernt, sich aufzurichten und zu gehen, nimmt die Gewohnheiten seiner Kultur an und erwirbt eine vollständige Sprache. Was das Kind vorantreibt ist Neugierde und Unvoreingenommenheit. Sobald eine Fähigkeit erworben ist wendet es sich der nächsten Lernaufgabe zu, ohne zu hinterfragen, ob es das schaffen wird oder nicht.

Natürlicherweise entwickelt sich daraus ein Lernzyklus aus unmittelbarem Erleben, der bewussten Wahrnehmung des Erlebten und dem Nachdenken darüber, Folgerungen, die daraus geschlossen werden und Überlegungen, wie dieses neue Wissen weiterhin praktisch angewendet werden kann. Jede neue Lernerfahrung durchläuft diesen Zyklus mehr oder weniger umfassend.

Nicht jeder Mensch fühlt sich in jeder dieser Lernphasen gleich wohl. Wahrscheinlich ist Ihnen schon längst bewusst, ob Sie sich neue Fähigkeiten vorwiegend praktisch oder eher theoretisch aneignen. Aus dieser persönlichen Vorliebe entwickeln wir spezielle Lernstile:

Beispielsweise probieren manche Menschen gerne Neues aus und nehmen jede Herausforderung an, um möglichst viele unmittelbare Erfahrungen zu sammeln. Man nennt sie auch die AktivistInnen. Sie profitieren im Studium sehr von dem Gespräch mit Mitstudierenden, telefonisch, per e-Mail, in den Präsenzen und Lerngruppen. Dadurch können sie die Inhalte der Lerneinheiten deutlich besser verarbeiten.

Andere beobachten eine neue Situation lieber aus der Distanz, sammeln zusätzliche Informationen, untersuchen und forschen nach. Sie werden als NachdenkerInnen bezeichnet.

Oder sie verstehen die Welt über Modelle. Dabei gehen sie methodisch und analytisch vor und lernen am meisten über abstrakte Ideen und Konzepte. Sie werden TheoretikerInnen genannt.

Sowohl NachdenkerInnen als auch TheoretikerInnen sind in ihrem Element, wenn sie sich mit ihrem Lernstoff zurückziehen können. Sie tüfteln und analysieren am liebsten für sich allein. Für sie sind Lerneinheiten das ideale Medium.

PragmatikerInnen schließlich entwickeln und planen Techniken für konkrete Anwendungsgebiete. Alles, was sofort praktisch unsetzbar ist, übt einen starken Reiz aus. Sie verwenden zwar auch einige Zeit auf die Erarbeitung von Wissen, sind aber nur zufrieden, wenn es schnellstmöglich angewandt werden kann. In Präsenzen und Praktika profitieren sie sehr von der Veranschaulichung und Umsetzung der Lerninhalte.

Nutzen Sie Ihre ganz besonderen Stärken, indem Sie das Lernen auf eine Weise gestalten, die Ihrem bevorzugten Lernstil entspricht. Und: Entdecken Sie andere Lernstile, indem Sie einfach mal was neues ausprobieren.
 

Lerngruppe

Die Gründung einer Lerngruppe geschieht meist zunächst informell, d. h. die künftigen Mitglieder entscheiden sich aufgrund persönlicher Sympathie und der regionalen Zugehörigkeit für die Zusammenarbeit.

Für ein effektives gemeinsames Lernen ist es daher nützlich, schon beim ersten Treffen die Rahmenbedingungen zu klären:

  • Welche Erwartungen haben die einzelnen an die Lerngruppe?
  • Wie oft kann und will die Gruppe in der Regel zusammenkommen?
  • Welche Orte stehen hierfür zur Verfügung?
  • Welche zusätzlichen Kommunikationsmedien können noch zum Einsatz kommen (Telefon, Internet etc.)?
  • Auf welches Vorwissen, also auf welche Ressourcen, kann die Gruppe zurückgreifen (z. B. Fachwissen aufgrund der beruflichen Spezialisierung der einzelnen Mitglieder)?

In der Klausur- und Prüfungsvorbereitung schafft eine Lerngruppe eine Verbindlichkeit auf mehreren Ebenen. So gibt es beispielsweise Absprachen bzgl. des Themas, welches beim nächsten Mal besprochen werden soll und welche Teilbereiche daraus bis dahin von den einzelnen Mitgliedern erarbeitet werden müssen. Dadurch wird der Lernstoff vorstrukturiert und jeder verpflichtet sich zur Vorbereitung – was der Aufschieberitis bis kurz vor Klausurtermin entgegenwirkt.

Das gemeinsame Durchdenken und Wiederholen des Lernstoffs und die Möglichkeit, Fragen zu stellen, gibt insgesamt mehr Sicherheit bei der Klausurvorbereitung, denn gemeinsam ist die Gefahr geringer, vom richtigen Kurs abzukommen oder sich zu verzetteln!

Außerdem kann sich auch eine Menge Druck und Frust lösen, wenn man sich zwischendurch auch mal ein bisschen lustig machen kann über die ganze Situation, in der alle miteinander stecken.

Eine Lerngruppe, in der die Mitglieder miteinander durch dick und dünn gehen, ist nicht nur ein gutes Zugpferd in harten (Studiums)Zeiten, sondern aus ihr entwickeln sich oftmals auch Freundschaften fürs Leben!