Eine grundlegende Voraussetzung für eine gelingende Zusammenarbeit ist, dass in der Gruppe Klarheit und Einigkeit über die Zielsetzung besteht. Gruppenarbeit kann nämlich für unterschiedliche Zielsetzungen gewinnbringend eingesetzt werden. Dementsprechend gibt es unterschiedliche Arten der Gruppenarbeit, je nachdem ob der Zweck der Lerngruppe das gegenseitige Informieren im Sinne eines reinen Informationsaustausches, das Trainieren von bestimmten Fertigkeiten oder Techniken, das Diskutieren von inhaltlichen Fragestellungen oder das Problemlösen von Aufgabestellungen und Herausforderungen ist (vgl. Stickel-Wolf 2013, S.83f.).

Je nach Zielsetzung der Gruppenarbeit wird sich die Herangehensweise und Vorbereitung der Gruppensitzungen deutlich unterscheiden. Beispielsweise setzt das Diskutieren von inhaltlichen Fragestellungen oder das Problemlösen von Aufgaben einen deutlich höheren Grad an Informiertheit und Koordination der Gruppenmitglieder voraus als der reine Austausch von Informationen. Entsprechend wird bei Diskussions- und Problemlösungsgruppen auch ein deutlich höherer Aufwand an Vorbereitung für die gemeinsame Arbeit nötig sein, damit bei allen auch eine möglichst gleiche Wissensbasis vorhanden ist, um die Problemstellungen überhaupt diskutieren oder lösen zu können. Wird bei Gruppentreffen zum reinen Informationsaustausch hingegen versucht, Probleme zu lösen oder inhaltliche Fragen zu diskutieren, scheitert dies oft an der fehlenden Wissensbasis.
 

Gruppenprozess und Leistungsfähigkeit von Gruppen

Sind die Zielsetzungen und Voraussetzungen für die gemeinsame Gruppenarbeit klar, sollten Sie sich dennoch bewusst sein, dass Gruppenarbeit langwieriger verläuft als Einzelarbeit. Denn schließlich muss die Gruppe zueinander finden und Entscheidungen über das konkrete Vorgehen miteinander abstimmen. Gruppenarbeit erfordert daher „einen größeren organisatorischen und planerischen Aufwand, wohlüberlegte Spielregeln, eine klare Aufgabenstellung bzw. Zielsetzung, eine erhöhte Arbeits- und Gruppendisziplin sowie ein hohes Maß an Verantwortungsbereitschaft…“ (Stickel-Wolf 2013, S.85). Je organisierter, strukturierter und disziplinierter Sie hierbei vorgehen, desto leistungsfähiger und effektiver wird die Arbeit Ihrer Lerngruppe sein. Grundvoraussetzung dafür ist ein entspanntes Klima der gegenseitigen Akzeptanz, eine offene Kommunikation sowie ein respektvoller und konstruktiver Umgang mit Meinungsverschiedenheiten und Kritik. 

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Für eine gut funktionierende Gruppenbildung ist es hilfreich, den typischen Prozess der Entwicklung einer Gruppe zu verstehen, um Anfangsprobleme zu vermeiden. Nach dem amerikanischen Psychologen Bruce Tuckman (vgl. Stangl, W. 2021: Phasen der Gruppenentwicklung) läuft der Entwicklungsprozess von Gruppen in vier Phasen ab :

In dieser Phase treffen die Mitglieder einer Gruppe aufeinander und lernen sich kennen. Man tauscht erste persönliche Informationen und Hintergründe aus, bekommt erste Eindrücke voneinander und geht dabei vorsichtig herantastend und abwartend vor.

Sobald langsam erste Bedürfnisse, Vorstellungen, Meinungen und Haltungen erkennbar werden, werden auch erste Differenzen der Gruppenmitglieder deutlich. Es kommt zu Meinungsverschiedenheiten und Auseinandersetzungen über das weitere, gemeinsame Vorgehen und die Aufstellung von Regeln des Miteinanders. Viele Gruppen finden hier schon ihr frühzeitiges Ende, wenn es nicht gelingt zu einem gemeinsamen Konsens zu gelangen. Achten Sie in dieser Phase ganz besonders auf ein faires Miteinander: Jeder muss seinen Standpunkt darlegen können und darf hierfür Respekt und Verständnis erwarten!

Gelingt es die Konflikte in einer Gruppe konstruktiv zu lösen, wird in der Konsolidierungsphase ein Konsens über gemeinsame Regeln und Vorgehensweisen für die gemeinsame Arbeit geschlossen. Die Gruppe verständigt sich über Ihre Ziele und Arbeitsweisen. Es entsteht ein Gemeinschaftsgefühl und ein vertrauensvolles Gruppenklima auf der Basis gegenseitiger Akzeptanz. Damit wird die Gruppe arbeitsfähig!

In der Durchführungsphase zeigt sich die Arbeits- und Leistungsfähigkeit einer Gruppe. Die Gruppe arbeitet an Ihren Themen auf der Basis ihrer Zielsetzung und konkreten Vereinbarungen. Auftretende Schwierigkeiten werden von der Gruppe frühzeitig erkannt und reflektiert. Die Gruppe ist somit in der Lage, sich neu auszurichten und ihre Arbeitsweise veränderten Bedingungen anzupassen.

Bedenken Sie, dass diese Phasen auch variieren können, da Gruppen dynamisch sind. Dieses Model kann Ihnen dabei helfen, Gruppenprozesse besser zu verstehen.
 

 

 

Als ein geeignetes Maß für eine ideale Gruppengröße haben sich daher Gruppen von drei bis fünf Mitgliedern bewährt.

Die Leistungsfähigkeit von Gruppen hängt natürlich auch von der Gruppengröße ab. Kleine Gruppen von beispielsweise zwei Mitgliedern können zwar gut funktionieren, haben aber den Nachteil, dass es nur zwei Perspektiven auf das Thema gibt. Je mehr Mitglieder eine Gruppe hingegen hat, desto mehr unterschiedliche Perspektiven können die gemeinsame Arbeit bereichern und fruchtbar machen.

Wird die Gruppe hingegen zu groß, kann die Koordination schwieriger werden. Außerdem sollte die Gruppengröße auch danach ausgewählt werden, dass jedes Mitglied einen angemessenen Rede- und Beitragsanteil hat. Zu große Gruppen bieten den Einzelnen aber auch mehr Möglichkeiten unterzutauchen. Andererseits sollten aber auch ausreichend Mitglieder vorhanden sein, um inhaltliche Aufgaben arbeitsteilig zu erledigen.

Die Mitglieder einer Lerngruppe sollten idealerweise im gleichen Semester, d.h. mit den gleichen Aufgaben und Modulen des Semesters befasst sein. Sie sollten einander sympathisch, verlässlich, lern- und leistungsbereit sein, und möglichst über sich ergänzende Fähigkeiten verfügen (vgl. Stickel-Wolf 2013, S.88). 

Entwickeln Sie Ihre Lerngruppe weiter! Was zunächst als „loser Haufen“ begonnen hat, ist nun zu einer arbeitsfähigen Gruppe geworden. Der nächste Schritt wäre die Entwicklung  zu einem Team.

Der wesentliche Unterschied zwischen einer Gruppe und einem Team ist der Grad der Beteiligung der Mitglieder in Entscheidungsabläufe sowie die Fähigkeit, mit Konflikten konstruktiv umzugehen. Teams haben im Gegensatz zu Arbeitsgruppen gelernt, die Unterschiedlichkeit ihrer Mitglieder gewinnbringend einzusetzen. Diversität wird als Bereicherung, nicht als Bedrohung wahrgenommen. Das Ziel sind bessere Ergebnisse, nicht Konformität.

Zudem ist die Identifikation mit der gestellten Aufgabe in Teams ungleich viel höher als in Gruppen. Dies liegt im Wesentlichen daran, dass Teammitglieder gemeinsame Entscheidungen treffen und Ziele haben, die sie gemeinsam proaktiv erreichen wollen. Jeder einzelne wird ermutigt, seine Fähigkeiten einzusetzen und weiter zu entwickeln. In Gruppen herrscht diesbezüglich in der Regel größere Zurückhaltung, was die Übernahme von Verantwortung und Aufgaben angeht. Gut funktionierende Teams hingegen vertrauen sich blind und arbeiten Hand in Hand mit großem Engagement für die Erreichung ihrer Ziele.

Versuchen Sie doch aus Ihrer Arbeitsgruppe ein Team zu formen. 

Stecken Sie sich gemeinsame Ziele und rücken Sie die gegenseitige Unterstützung in den Fokus ihrer Zusammenarbeit! 

Werden Sie Teamplayer!